Ein Essen mit Rehhagel, Sforza und Marschall

RHEINZABERN – Mit elf Unparteiischen ist der SV Olympia Rheinzabern der Verein mit den meisten Schiedsrichtern im Fußballkreis Südpfalz. Einer davon ist Ralf Jäger, Jahrgang 1969. Mit 14 Jahren legte er zum ersten Mal seine Schiedsrichterprüfung ab, damals noch für die TSG Jockgrim. Doch nach zwei Jahren hörte er wieder auf, er kickte noch selbst und begann eine Lehre als Bauschlosser. Auf Drängen des damaligen Obmanns Otto Rassenfoß kehrte er in die Gilde zurück, im Clubhaus des SV Hatzenbühl bestand er 1996 zum zweiten Mal die Prüfung. Jäger machte durch gute Leistungen auf sich aufmerksam, bereits vier Jahre später wurde er in die Verbandsliga befördert. Dort blieb er neun Jahre, ehe er aus Altersgründen ausscheiden musste. Seitdem leitet er Partien bis zur Bezirksliga. „So spät nach oben zu kommen, ist heute gar micht mehr möglich. Es herrscht aktuell schon ein Jugendwahn. Wenn man erst mit 20 Schiri wird, hat man keine Perspektiven auf den höherklassigen Amatuerfußball mehr“, so Jäger. Doch er möchte diese Zeit nicht missen. Besonders an die Partien beim FK Claußen erinnert er sich: „In der Höhenluft vor stets großer Kulisse war immer etwas los, es herrschte viel Hektik.“ Er ist stolz, dass er die ersten Karriereschritte der heutigen Bundesligareferees Nicolas Winter und Timo Gerach begeleiten durfte. Sie assistierten ihm an der Linie ebenso wie der aktuelle Südpfalz-Lehrwart Stefan Kopf. An der Linie schaffte er es bis in die Oberliga. 2009 fungierte Jäger als Assistent beim Südwestpokalfinale Wormatia Worms – FSV Oggersheim (5:1) vor 3300 Zuschauern im Ludwigshafener Südweststadion. 2013 leitete er das Endspiel im Südpfalz-Kreispokal SV Büchelberg – ASV Landau (4:1) in Rohrbach. Negativer Höhepunkt war ein Pokalspiel in Landau, wo er nach Ende der Partie von einem Zuschauer massiv bedroht wurde. Als absolutes Highlight bezeichnet er die Leitung einer Partie des 1. FC Kaiserslautern gegen eine Südpfalzauswahl 1999 vor über 7000 Zuschauern im Bellheimer Franz-Hage-Stadion. Vor dem Spiel wurde er noch von FCK-Masseur Heinrich Loch wegen massiver Kreuzschmerzen behandelt. Beim anschließenden Essen im Bellheimer Braustübl durfte er Otto Rehhagel, Ciriaco Sforza und Olaf Marschall persönlich kennenlernen. Ein besonderes Erlebnis für den glühenden FCK-Fan Jäger. Er ist seit 25 Jahren Mitglied und hatte über zehn Jahre eine Dauerkarte. Er hat die Roten Teufel zu zahlreichen Europopokalspielen durch ganz Europa begleitet. Er war in Genua, Eindhoven, Barcelona, Odense oder Sheffield. Die aktuelle Situation am Betzenberg sieht er als „verfahren und wegen des großen Stadions sehr schwierig“. Aufgewachsen ist Jäger in Jockgrim, dort begann er mit sieben Jahren bei der TSG in der D-Jugend. In den ersten Jahren durfte er nur mittrainieren, weil es keine jüngeren Jugendteams gab. Mit den B-Junioren wurde er durch einen Sieg über den TuS 08 Schaidt Pokalsieger, später spielte er in der Ib-Mannschaft. Vor 27 Jahren zog er nach Rheinzabern, dem Heimatort seiner Frau. Beim SV Olympia war er viele Jahre Jugendleiter, seinen Sohn begleitete er als Coach von den Bambinis bis zur B-Jugend. Er organisierte viele Jahre das internationale Jugendturnier, mit 60 Mannschaften eines der größten der Region. 2014 initiierte er eine Kooperation zwischen der Integrierten Gesamtschule Rheinzabern und dem SVO, die entstandene Schul-Arbeitsgemeinschaft Fußball leitete er zweimal pro Woche selbst. Aktuell fungiert er als zweiter Vorsitzender, er zeichnet verantwortlich für die Mannschaftsmeldungen und das EDV-Postfach. Jäger spielt noch bei den Alten Herren. Als Vorstandsmitglied der Schiedsrichtervereinigung teilt er die Unparteiischen für die Spiele der drei D-Klassen und des AH-Kreispokals ein. 2017 wurde er mit dem DFB-Ehrenamtspreis ausgezeichnet und schaffte es bundesweit in den „Club 100“. Weitere Hobbys sind Touren mit dem Rennrad und Joggen. Mit seiner Frau und den 18 Jahre alten Zwillingen fährt er regelmäßig in Skiurlaub, meist ins österreichische Montafon. Seit vielen Jahren arbeitet er „beim Daimler“ in Germersheim, dort hat er sich berufsbegleitend zum Industriemeister Metall weitergebildet. Er ist dort technischer Sachbearbeiter im After-Sales-Management des Bereichs „Ersatzteilefestlegung“.
Quelle: Die Rheinpfalz

7.06.2021

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